Das ist der grundlegende Ansatz, nach dem wir den SinnGarten aufgebaut haben und ihn weiter entwickeln. Es ist also DEINE Entscheidung, wer die Arbeit macht: Wenn Du zu viel Zeit hast oder einen Landschaftsgärtner anstellen kannst - nur zu!
Wir beherzigen von Anfang an andere Regeln und die Entwicklung im SinnGarten gibt uns Recht: So geht es - zu zweit, mit überschaubarer Zeit, mit begrenzten Finanzen und deshalb auch ohne angestellten Landschaftsgärtner. Einige Grundgedanken folgen ganz praktisch hier.
Wenn Du zum ersten Mal ein Grundstück betrittst, dann schau Dich um: Wo sind N - S, W - O, wie läuft die Sonne? ... Nachbarhäuser und große Bäume? ... warme Zonen? ... feuchte Zonen (vermehrtes Wachstum)?Woher kommen kühle Winde? Schon mit diesen Infos kannst Du für viele Gehölze sagen, wo es ihnen gefällt und wo nicht, wo es Hecken braucht als Windschutz und wo Du Deinen Liegestuhl hinstellst.
Was haben die Vorbesitzer gemacht? Wo sind Terrassen, Schuppen, Sitzbänke, ...? Warum dort? Wie sind die Nachbarsgärten angelegt? Was wissen die Nachbarn über das Mikroklima? Welche Bäume, welche Sorten haben sie? Und dann stelle Dir den Garten in den Jahreszeiten vor: Wo ist es im Sommer angenehm kühl oder extrem trocken oder knallig heiß? Wo "pfeifen" eiskalte Winterwinde? Wohin kommen in den Übergangszeiten die ersten / letzten Sonnenstrahlen?
Jetzt hast Du alles, um in Deinem Garten Zonen zu erkennen: vollsonnige und schattige, warme und kühle, trockene und feuchte, zugige und windstille, ... . Bedenke bei der Auswahl von Gehölzen auch, wie es in 5 oder 10 Jahren aussieht: Welche Kronen werfen dann Schatten? Welche Wurzeln gehen in die Tiefe oder breiten sich aus?
Diesen Tipp gab mir ein alter Familientherapeut (T. Manocchio) für die Arbeit mit Familien - er gilt im Garten ebenso. Natürlich kannst Du fantasievoll penible Pläne für die Gestaltung anfertigen, alles plattmachen und wegräumen und dann Deine Vorstellungen von Gärtnern mit Kleinbaggern umsetzen lassen. Das geht!
Manche - auch wir - machen es anders aus Respekt vor dem, was man antrifft, oder weil die Taschen durch den Immobilienkauf ohnehin schon ziemlich leer sind. Wir trafen zum Beispiel ein altes, gemauertes Hühnerhaus an, dessen geräumiger Freilauf mit kräftigem Zaun umschlossen war. Wir haben daraus einen eigenen Bereich gemacht, einen Beerengarten. Den Zaun haben wir bei einigen Feldern geöffnet als Durchgang, teilweise heute von Rosen, wildem Wein und Knöterich umrankt. Der Rest des Zaunes dient Beeren als Rankhilfe und hält inzwischen auch den Wind ab.
Entstanden ist so ein Bereich mit eigener Atmosphäre, der auch als Erweiterung beim Grillen genutzt wird. Geräte und Kübelpflanzen können im Hühnerhaus überwintern, an das sich inzwischen nach Süden hin ein Anlehngewächshaus anschließt. Und was hier im Bezug auf den früheren Hühnerstall geschildert ist, gilt ebenso für alle Gehölze, die Du antriffst: Plane mit ihnen statt mit ihrer Entsorgung.
Hier ringt ein Speierling Gänseblümchen nieder! Wir haben entschieden, fast nur kleine Gehölze zu setzen. Natürlich kannst Du auch große Bäume anliefern lassen, aber Du musst wissen: Sie sind um ein Vielfaches teurer, der Pflanz-Aufwand ist höher, sie brauchen Stützen gegen Wind und müssen über Jahre hinweg mit Wasser versorgt werden. Aber der Anblick stimmt: "Aha, da ist ein Baum!"
Kleine Gehölze rühren sich erst mal zwei Jahre fast gar nicht - oberflächlich. Aber ihre Wurzeln sind hochaktiv, verankern die Pflanze und versorgen sie mit Wasser und Nährstoffen (teilweise schon nach Wochen) - nach wenigen Monaten kann man sich um andere Pflanzen kümmern. Im dritten Jahr "explodieren" sie dann, überragen schnell hohes Gras und breiten Äste aus. Jetzt verdrängen sie Jahr für Jahr mehr die Gräser, zwischen denen sie sich versteckt hatten. Und jetzt bist Du wieder gefragt:
Schauen, was es zu sehen gibt! Betrachte Deinen Garten manchmal so, als würdest Du ihn zum ersten Mal sehen. Was klappt: weitermachen! Was nicht so will wie Du dachtest: Versuche, in dem, was da entsteht, einen "Gegenvorschlag" der Natur zu erkennen und baue darauf auf: Arbeite mit dem, was da ist!
Nimm als Beispiel einen verrottenden Apfel unterm Apfelbaum. Viele sagen: "Auch wenn ich ihn nicht essen will, bringe ich ihn zum Kompost - das ist ordentlich. Das macht man so." Ja, es ist ordentlich, aber nicht notwendig. Lass ihn liegen! Er ernährt Insekten und andere Kleintiere, indirekt auch Igel und weitere. Er lockt Würmer an, die ihn zu Humus wandeln. Verrottend gibt er Nährstoffe dorthin zurück, wo sie der Baum für die nächsten Früchte braucht.
Natürlich darfst du den Apfel zum Kompost tragen, ein Jahr warten und dann den Humus wieder unter dem Apfelbaum verteilen, damit er Nährstoffe bekommt. Ich persönlich mag solche Umwege nicht – ich lasse den verrottenden Apfel liegen.
Deshalb auch: Wir mähen nur die Wege. Das ist notwendig, sonst kann man nach einiger Zeit nicht mehr laufen. Wo es unerlässlich ist, mähen wir einzelne Bereiche mit der Motorsense einmal im Jahr. Und in jedem Fall lassen wir den Grasschnitt liegen: Ganz natürlich düngen wir den Boden und haben fast überall einen tollen Rasen. Und Grasschnitt zersetzt sich schnell.
Tipp (nicht nur im Garten): Wenn Dir jemand sagt, dass "man" dieses oder jenes tue, dann frage Dich kritisch, ob Du auch so ein "man" bist - oft verstecken sich hinter dieser Formulierung Regeln und Gewohnheiten, die man hinterfragen kann und selber überdenken sollte. (Richtig: Darauf bezog sich der Hinweis im 1. Kapitel.)
Für viele ist Gras des Gärtners Feind: Bei Sommerregen könne man dem Gras beim Wachsen zuschauen. Das stimmt, aber bleib gelassen - definiere, wo Du auf trittfesten Rasen wert legst und mähe nur dort. Spare Dir das Rechen und Kompostieren - s.o. .
Und dann sei dankbar, wenn das Gras an anderen Stellen gut wächst. Auch dort, wo Du kleine Gehölze gesetzt hast: Das Gras gibt ihnen Schatten im Sommer, verhindert das Austrocknen des Bodens, dämpft Starkregen und Hagel, stemmt sich gegen die Schneelast und hält kalte Eiswinde ab - es schützt Deine Gehölze. So hat es die Natur eingerichtet, zu sehen an jedem Waldrand. Drum ist die Ausfallrate auch nicht höher als bei anderen Pflanzmethoden.
Auf was wir achten: Nicht direkt an einem Pflanzloch sollte ein Tiefwurzler wie Löwenzahn stehen - das ist ein echter Konkurrent. Auch Ameisenvölker, die sich direkt an einem Gehölz niederlassen, begießen wir immer wieder, bis sie umziehen.
Vielleicht merkst Du diesen ersten paar Regeln an: Sie entlasten Dich - nutze die Kraft der Natur und gib ihr Impulse in die gewünschte Richtung. Mache nicht vorab einen festen Plan, denn die Natur hält sich nicht an die Pläne von Menschen. Bleibe im "Flow" und entwickle Dich mit Deinem Garten: Das macht viel Spaß und jeder Gang durch den Garten wird zum Erlebnis.
Wenn Du mehr über die Systemtheorie erfahren möchtest, findest Du hier Informationen.
Wenn Du Beispiele - auch "Früher-Jetzt" - sehen möchtest, dann wechsle zu den Beispielen.
Wenn Du das alles mal konkret sehen und erleben willst, dann findest Du Anregungen bei Du.
Wenn Du noch ein paar Bilder genießen möchtest, dann scrolle weiter nach unten.
Die hier geschilderten Gedanken hat Wolfgang Knapp auf einem Grundstück in Spanien gelernt. Mehr dazu findest Du auf seiner Homepage www.knappweb.de (dies ist kein Link).
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